<<Es gibt eine kaum überschaubare Fülle verschiedenartiger Gruppenkonzepte, die sich bis heute im Bereich der Behandlung psychischer Störungen fest etabliert haben>> (Fiedler, 2005). Nachfolgend sind einige Gruppentherapie-Konzepte erläutert.
Eine störungsspezifische Gruppe richtet sich an Patient*innen mit einer bestimmten psychischen Störung (z.B. Depression). Ähnlich ist dies bei einer indikationsspezifischen Gruppe (z.B. ein Training sozialer Kompetenzen).
Man nennt diese Gruppen auch manualisiert oder standardisiert wenn die Inhalte einem Behandlungsmanual folgen (also einem ausgearbeiteten Behandlungsprogramm). Dabei stehen die Inhalte der Sitzungen, die eingesetzten Methoden, die Ziele und der Ablauf der Termine im Vorhinein fest. Die Struktur von Sitzungen bei manualisierten Gruppen ist in der Regel:
In manualisierten Gruppentherapien wird weniger Zeit darauf verwendet, individuelle Themen einzelner Gruppenteilnehmer*innen zu besprechen. Dennoch können die Inhalt individuell "passend" sein, wenn die Gruppeninhalte konsequent themenbezogen sind. Einige Patient*innen erleben es zudem als große Erleichterung, "was sie ganz konkret in jeder Gruppentherapiestunde erwartet" (Lindenmeyer 2020).
Hier spricht man auch von "Einzeltherapie in der Gruppe". Bei diesem Gruppenkonzept können sich ein oder zwei Gruppenmitglieder in jeder Therapiesitzung für eine Einzelarbeit entscheiden. Für diese Fokuspatient*innen wird in und mit der Gruppe versucht, Lösungsideen für einer Problematik zu erarbeiten. Man bezeichnet Gruppen auch als "zieloffene Gruppen", wenn die Inhalte der Sitzung nicht vorher feststehen, sondern die Teilnehmer*innen die Themen vorgeben, aus denen dann konkrete Ziele abgeleitet werden.
Die gleichbleibende Struktur einzelfallorientierter Sitzungen ist:
Fiedler (2005) nennt sein Konzept "Verhaltensanalytische Gruppentherapie". Marwitz (2016) entwickelte die "Anliegenbezogene verhaltenstherapeutische Gruppentherapie".
An störungsübergreifenden Gruppen nehmen Patient*innen teil, bei denen verschiedenen psychische Störungen diagnostiziert wurden. Man nennt sie daher transdiagnostisch. Es gibt mehrere Gründe, störungsübergreifende Gruppen durchzuführen:
Ein Beispiel für ein störungsübergreifendes Gruppenkonzept ist FESSKO (Maur, Schwenck 2013). Es richtet sich an Kinder und Jugendlichen zwischen 7 und 13 Jahren (die Übungen sind teilweise nach Alter differenziert: 7 - 10 Jahre und 11 - 13 Jahre). Die Gruppengröße beträgt fünf bis maximal acht Kinder. Die Gruppe sollte gemischt zusammengesetzt sein (m / w / d; mit internalisierenden und externalisierenden Problemen). Die Gruppentherapie umfasst zehn bis 16 Sitzungen. Die Module 1 bis 7 dauern jeweils 60 Minuten und finden ein- bis zweimal pro Woche statt:
Das Modul 8 beschreibt die Elternarbeit: Nach jeder Gruppe der Kinder / Jugendlichen findet mit den Eltern und den Kindern gemeinsam die Elternarbeit statt (30 Minuten). Zusätzlich ist ein
einmaliger Elternabend vorgesehen (90 Minuten), der noch vor Beginn des Moduls 1 stattfindet.
"FESSKO richtet sich an Kinder mit Defiziten in sozialen, kognitiven und emotionalen Kompetenzen", z.B. bei diesen Störungen: ADHS, Störungen des Sozialverhaltens, Angststörungen, depressive Störungen, Traumafolgestörung.
Bei offenen / halboffenen Gruppen werden Gruppenneulinge beim ersten Termin vorgestellt. "Ältere" Gruppenmitglieder können die Gruppenregeln den neu hinzukommenden erläutern. Ausscheidende Gruppenmitglieder bekommen bei ihrem letzten Termin eine Verabschiedung.
Interaktionelle und gruppendynamische Konzepte: Bei diesen Konzepten steht die Interaktion zwischen den Teilnehmer*innen im Vordergrund. Die Gruppe wird als "sozialer Mikrokosmos" betrachtet (Yalom in seinem Lehrbuch "Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie). Es wird davon ausgegangen, dass die alltäglichen Probleme der Teilnehmer*innen sich irgendwann auch in der Gruppe zeigen werden. Die Therapiemethode besteht aus der Herbeiführung und anschießenden Analyse gruppendynamischer und interpersoneller Vorgänge. Das Ziel ist es, die Bewusstheit der Teilnehmer*innen über ihr Beziehungsverhalten zu vergrößern. Eine solche "Betonung und Freisetzung gruppendynamischer Prozesse und von Beziehungskonflikten ist jedoch umstritten" (Fiedler, 2005).
Gruppentherapien, bei denen die Gruppendynamik, also Interaktionsschwierigkeiten der Gruppenmitglieder untereinander, gefördert wird, sind "inkompatibel" (Marwitz 2016) mit verhaltenstherapeutischen Gruppenkonzepten. Diese zwei konträren "Therapiewelten" lassen sich nicht integrieren.
Gemeinsamkeiten von verhaltenstherapeutischer Einzel- und Gruppentherapie:
Verhaltenstherapeutische Gruppen sind die mit Abstand am meisten wissenschaftlich untersuchten Gruppentherapien. Die bisherige Wirksamkeitsforschung (für das Erwachsenenalter) lässt folgenden Schluss naheliegend erscheinen: "Wann immer möglich, sollten (...) homogene Gruppen zusammengestellt werden (...) und die Durchführung der Therapie sollte entweder manualgeleitet (Inhalte und Ablauf der Sitzungen werden vorgegeben) oder manualorientiert (von Manualinhalten ausgehend werden die Sitzungen flexibel gestaltet) erfolgen" (Marwitz 2016).
Lindenmeyer, J. (2020): Therapie-Tools, Gruppentherapie 1.
Marwitz, M. (2016): Verhaltenstherapeutische Gruppentherapie. Grundlage und Praxis.
Fiedler, P. (2005): Verhaltenstherapie in Gruppen. Psychologische Psychotherapie in der Praxis.
Maur, S., Schwenck, C. (2013): Störungsübergreifende Gruppentherapie für Kinder und Jugendliche. Kompetenzen fördern mit FESSKO